Von Bernhard Berger
Niederdollendorf. Kein Geschrei, keine große Aufmerksamkeit, keine Pokale - aber die größtmögliche Effektivität steht im Mittelpunkt, wenn sich die Mitglieder des Vereins "Bujinkan Dojo Rhein-Sieg" zum Training treffen.
Unter der Anleitung von Eduard Schupp üben sie Selbstverteidigung, wie sie schon seit hunderten von Jahren gelehrt wird: Ninjutsu. Bei dieser Kampftechnik nimmt es der internationale Leiter dieser Schule, Masaaki Hatsumi in Japan, so genau mit der Authentizität, dass alle Trainer weltweit regelmäßig auf ihre Methoden überprüft werden.
Dabei geht es bei dem Königswinterer Verein eigentlich um etwas ganz Elementares: die Selbsterhaltung. "Wir lernen vor allem, auf die eigenen Gefühle in einer Krisensituation zu hören und unsere Emotionen zu kontrollieren", erklärt Vorsitzender Hans van Kruijssen.
Das umfasst nicht nur die Angst in einer Angriffssituation, die bei einer Bedrohung alle Glieder lähmen und jeden klaren Gedanken verhindern kann. "Wenn etwa im Büro der Chef herumtobt und seinen Angestellten herunterputzt, geht es um das Gleiche", sagte van Kruijssen: Nerven bewahren.
In der Turnhalle der Grundschule von Niederdollendorf lernen die Teilnehmer der Kurse von Schupp, Gefahren schon früh zu spüren, sich unter Kontrolle zu behalten und richtig zu reagieren - das kann von Schlägen und Tritten über die Verteidigung mit Alltagsgegenständen bis hin zu einer kontrollierten Flucht reichen.
"Hauptsache, man kommt heil aus der Gefahr heraus", so van Kruijssen. Weil das eine gewisse Reife erfordert, müssen die Teilnehmer mindestens 16 Jahre alt sein. "Natürlich gehört beim Training die körperliche Ertüchtigung dazu", sagt der Vereinsvorsitzende. "Nicht zuletzt macht das Ganze auch großen Spaß: Bei uns herrscht immer gute Stimmung."
Der Verein hatte sich im Jahr 2007 gegründet, weil Schupp als Ninjutsu-Meister mit dem zehnten Dan unabhängiger sein wollte.
Artikel vom 15.09.2010
Generalanzeiger-Bonn